(Ein Bericht von Peter Fey)
Es gibt Momente, in denen der Bogenweg zuweilen sehr steil und unwegsam erscheint. In diesem Jahr wurden uns Kyudoka diese Momente durch die globale Corona-Pandemie beschert. Aktivitäten, die sonst zum gewohnten Wochenablauf gehörten, waren plötzlich nicht mehr möglich. Trainingseinheiten entfielen teils für eine sehr lange Zeit und auch große Veranstaltungen, wie die deutsche Meisterschaft mussten abgesagt werden, da sie in Hallen stattgefunden hätten und dies mit den Auflagen nicht vereinbar gewesen wäre.
Umso erfreulicher war für uns die Nachricht, dass die 29. Enteki Meisterschaft stattfinden würde. Zum nunmehr dritten Mal in Folge durften wir vom Düsseldojo dieses Event ausrichten und passenderweise bekam die Meisterschaft dieses Jahr auch den treffenden Beinamen „Corona Cup“.
Natürlich gab es in diesen turbulenten Zeiten Einiges zu beachten. Das Schießen selbst fand, wie üblich, in einem extra dafür errichteten Zelt statt, dass genug Platz bot, um die Abstände einzuhalten und das mit seinen drei Öffnungen zu allen Seiten mehr als ausreichend Lüftung bot. Die Wettergötter meinten es an diesem Enteki-Wochenende sehr gut mit uns und so konnten wir uns bei durchweg angenehmen sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein im Freien aufhalten. Die Vereinsräumlichkeiten, in denen Chantik wieder einen (sehr gut frequentierten) Verkaufsstand aufgebaut hatte, durften zwar nur mit maximal 4 Personen gleichzeitig und unter Tragen eines Mund-Nase-Schutzes betreten werden, aber mit der im Kyudo üblichen Rücksichtnahme und räumlichen Aufmerksamkeit war dies kein Problem.
Vor dem Team-Wettbewerb am Samstag Nachmittag fand ein freies Training statt und man konnte spüren, wie freudig viele Teilnehmer diese Möglichkeit zum Enteki-Training nutzten. Nach mehreren Runden individuellen Schießens wurden dann die Teams ausgelost und in einer zweiten Trainingseinheit konnte man bereits komplett im Team Timing und Abstimmung üben.
Im Teamwettbewerb des Corona Cup starteten insgesamt 10 Teams mit 3 Mitgliedern und ein Team mit 2 Mitgliedern, das aber entsprechend mehr Pfeile schießen durfte. Insgesamt wurden je Team über 2 Runden 16 Pfeile geschossen. Auch mit Abstandsregeln ging das sehr flott von statten und man musste aufpassen, seinen Einsatz nicht zu versäumen.
Für mich war es nach dem 99Pfeile-Wettkampf in Aachen erst der zweite Wettkampf überhaupt. Der kleine Rest Aufregung war aber schon nach dem freien Training mit meinen sympathischen Teammitgliedern Dagmar und Thomas verflogen.
Schon bei den Schüssen der ersten Teams konnte man häufiger den markanten dumpfen Ton hören, wenn ein Pfeil (zumindest) den Pfeilfänger getroffen hatte. Viele Pfeile konnte man auf die Entfernung von 60 Metern nur schwer sehen und so mussten wir jeweils bangen, bis der Wettkampfrichter Shige Kameo, K 6. Dan und Sven Zimmermann, R 6.Dan mit Unterstützung des CL-Anwärters Stefan Haupt die Trefferaufnahme beendet und das Ergebnis auf der Übersichtstafel vermerkt hatten.
Schließlich war auch mein Team an der Reihe. Ich war Ochi und muss sagen, dass es als Anfänger sehr angenehm ist, wenn man einen erfahrenen Schützen direkt vor sich hat und sich dessen Ruhe und Gelassenheit sich dann auf einen überträgt. Vielleicht war es beim ersten Schuss dann aber zu viel Ruhe und Gelassenheit. Die Sehne wollte sich einfach nicht aus der Sehnengrube lösen und so musste ich meinen ersten Pfeil fallen lassen. Shige-San der uns aufmerksam beobachtete, hat ihn dann auch gleich entfernt und ich konnte mich nahtlos wieder in den Ablauf einfügen.
Also noch einmal durchatmen. Nicht irritieren lassen und so weiter machen, wie unser Trainer Johannes es uns gezeigt hatte. Alle weiteren 7 Schüsse flogen dann auch in Richtung Ziel und 4 davon trafen sogar die Scheibe. Zusammen mit den 4 Treffern von Thomas und einem weiteren von Dagmar, die auch zum ersten Mal überhaupt Enteki geschossen hatte, kamen wir auf ein Gesamtergebnis von 9 Treffern und das reichte tatsächlich, um den ersten Platz zu holen.
Dicht dahinter mit 8 Treffern lag das Team von Christoph W., Thomas A. und Robert O. Im Kampf um Platz 3 kam es zu einem 4-fach Stechen der Teams mit 7 Treffern. Am Ende setzte sich hier das einzige 2er Team im Feld mit Manfred R. und Manfred J. durch.
Der Spaß sollte beim Corona Cup im Vordergrund stehen und das war Dank des reibungslosen Ablaufs, der fleißigen Helfer und der Energie und Freude der Teilnehmer auch zu spüren.
Nach der Siegerehrung fanden wir uns dann alle zum Gruppenfoto ein und ließen danach den Tag langsam ausklingen, denn es sollte bereits am Sonntag Vormittag mit dem Einzelwettbewerb weitergehen.
Zum Einzelwettbewerb traten insgesamt 23 Schützen an, die über 5 Runden insgesamt 20 Pfeile schossen. Mit Blick auf die Landesverbände könnte man die Einleitung von Asterix bemühen, um den Wettkampf zu beschreiben:
„Wir schreiben das Jahr 2020 nach Christus und die vorderen Plätze der Enteki-Einzel-Meisterschaft sind von den Bayern besetzt. Alle vorderen Plätze? Nein! Ein unbeugsamer Berliner hört nicht auf den Bayern Widerstand zu leisten…“
Nachdem sich Ingrid Hauser (BAY) nach zwei perfekten Runden mit jeweils 4 Treffern schon einen kleinen Vorsprung auf alle anderen Teilnehmer verschafft hatte, konnten Martin Lenz (BAY) und Thomas Stier (BER) in den Folgerunden nicht nur aufholen, sondern sich sogar nach vorne absetzen. Nach spannenden 5 Runden holte sich Martin Lenz mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur einem Treffer mit insgesamt 16 von 20 Pfeilen den Sieg. Platz 2 ging an Thomas Stier mit 15 Treffern und Platz 3 an Ingrid Hauser mit 13 Treffern.
Diese Treffsicherheit war sehr beeindruckend und zeigt, was mit jahrelangem, intensivem Training auch auf diese große Entfernung möglich ist.
Durch die gute Organisation des Wettkampfes kam ich in diesem Jahr als Kanteki deutlich weniger zum Beobachten der Schützen. Die einzelnen Gruppen wechselten schnell und effizient durch. Die kurzen Momente zwischen dem Pfeilholen nutzten wir Anfänger dennoch ausgiebig für Midori Geiko (Lernen durch Zuschauen) und ich kann jedem, der noch am Anfang des Bogenweges steht nur empfehlen, bei solchen Events auch als Helfer dabei zu sein. Die Technik der erfahrenen Schützen zu sehen ist immer wieder lehrreich, wie faszinierend.
So ging der Sonntag auch sehr schnell zu Ende und nach der Siegerehrung im Einzelwettkampf und dem abschließenden Gruppenfoto machten sich viele glückliche Teilnehmer auf dem Heimweg und wir sehen uns hoffentlich im nächsten Jahr zum 30. Jubiläum der Enteki-Meisterschaft wieder.
Mir bleibt an dieser Stelle nur noch ein herzliches Dankeschön an die Wettkampfleitung, alle Teilnehmer und alle fleißigen Helfen. Es war eine Freude beim ersten (und vielleicht einzigen) Corona Cup dabei zu sein.